Zunft- und Handwerksbekleidung ist ein besonderes Spezialgebiet mit Tradition. Wir stellen Ihnen hier die Geschichte der Zunftbekleidung, deren Stoffe und unseren Zulieferer FHB aus Spenge bei Bielefeld vor. Der Eigentümer kennt alle seine Produkte mit Vornamen.
Zünfte
Zünfte gab es in den Städten seit dem 12. Jahrhundert. Der Begriff Zunft bedeutet Regel, Vertrag und Zusammenkunft, aber auch Schicklichkeit und Würde. Früher war es Pflicht als Geselle auf die Walz zu gehen, heute ist diese Entscheidung eine freiwillige. Wenn sich jemand dazu entschieden hat auf die Walz zu gehen, dann ist er mindestens 3 Jahre und 1 Tag unterwegs. Während dieser Zeit darf er nur nach Hause in dringenden Fällen wie schwerer Krankheit und dem Tod eines Angehörigen. In diesen 3 Jahren wandert der Geselle in seinem eigenen Tempo durch Deutschland oder auch andere Länder und bietet überall, wo er hinkommt seine Arbeit gegen Kost und Logis/Bezahlung an. In dieser Zeit lernt er viele neue Techniken und Arbeitsabläufe kennen, was früher deutlich wichtiger war als es das heute ist. Aber auch heute gehen immer noch ca. 500 Gesellen jedes Jahr auf die Walz, ein kleiner Teil davon Frauen. Tippelbrüder oder -schwestern – Tippeln ist ein anderer Begriff für Wandern – sind an der traditionellen Zunftbekleidung zu erkennen.
Zunftbekleidung
Zunftbekleidung ist früher, aber auch heute noch besonders robuste Arbeitskleidung des Handwerks. Sie besteht aus einem weißen Hemd ohne Kragen, einer Weste mit 8 Knöpfen (für die 8 Stunden des Arbeitstages), einem Zunftsakko mit 6 Knöpfen (für die Sechs-Tage-Woche des Handwerks), einer Hose mit 2 Reißverschlüssen, einem Hut oder einer Melone. Darüber hinaus sucht sich jeder Tippelbruder einen Stenz für die Wanderschaft und trägt seine 7 Sachen in einem Charlottenburger mit sich herum.
Ein Stenz ist ein Wanderstab, den sich der Geselle im Wald sucht. Möglichst knorrig und gedreht sollte er sein, um besonders auszusehen und kräftig zu sein. Ein Charlottenburger nennt man das Tuch in der Grüße von 80 x 80 cm, in dem der Handwerker seine gesamte Habe einwickelt und mitnimmt.
Die Farbe der Kleidung gibt Auskunft über das Handwerk. Schwarze Kleidung steht für holzverarbeitende Gewerke, graue Zunftbekleidung steht für steinverarbeitende Berufe.
Dadurch, dass Gesellen auf der Walz nur eine Ausstattung an Arbeitsbekleidung haben, muss diese besonders robust und strapazierfähig sein. Sie muss schließlich 3 Jahre und einen Tag halten. Früher wurde die Kleidung regelmäßig ausgebürstet, heute kann man sie waschen.
Stoffe für Zunftbekleidung
Der klassische Stoff für die Zunftbekleidung ist der Cord. Der Begriff Cord leitet sich von dem ursprünglichen Begriff „corduroy“ oder „cord du roi“ ab, welcher gerippter Stoff oder Schnur bedeutet. Ursprünglich wurde der Cord für die Reichen und die Schönen erstellt und aus reiner Seide gewoben. Für die Handwerker wurden später dieser Stoff weiterentwickelt zu dichterem derberen Gewebe aus Baumwolle. Das Gewebe sollte vor allem robust sein, lange halten und den Handwerker bei der Arbeit schützen.
Die erste Schutzkleidung war erfunden. Unter diesem Aspekt wurden weitere Stoffe mit besonderer Festigkeit und Stärke entwickelt. Beispiele dafür sind Englisch-Leder und Deutschleder.
Hier stellen wir Ihnen die aktuell verwendeten Stoffe unseres Partner FHB vor:
Genua Cord 200
Der Genua Cord ist ein Materialmix aus 85 % Baumwolle und 15 % Polyester. Man erkennt ihn an den 24-43 Rippen auf 10 cm Länge. Er hat ein Gewicht von 440g/qm und läuft nur sehr geringfügig ein (1 % in der Länge). Dieser Sommerstoff zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: atmungsaktiv durch hohen Baumwollanteil, robust, angenehmer Tragekomfort, weniger wärmespendend
Dreidraht Cord 600
Der Dreidraht Cord ist ein stärkerer Materialmix mit der gleichen Verteilung von Baumwolle und Polyester wie der Genua Cord. Er hat ein Gewicht von 600g/qm und ist damit die schwerste Cordqualität aus dem Hause FHB. Damit ist er äußerst robust und weist die stärkste Reißfestigkeit durch einen dreifach gezwirnten Kettfaden auf mit ebenfalls einem geringen Einlaufwert von 1 %. Man erkennt ihn an den 20-25 Rippen pro 10 cm Länge Stoff.
Trenker Cord 400/500
Der Trenker Cord wird für die traditionelle Zunftbekleidung verwendet. In gibt es in zwei Stärken. Beide zeichnen sich ebenfalls durch 20-25 Rippen pro 10 cm Länge Stoff aus. Der leichtere Stoff hat die Zusammensetzung wie die beiden oben beschriebenen Qualitäten, er hat ein Gewicht von 530 g/qm. Der stärkere Stoff hat die Zusammensetzung von 80 % Baumwolle und 20 % Polyester und verfügt über ein Gewicht von 550g/qm. Beide Stoffe haben dieselben Einlaufwerte, wie die oben beschriebenen Cordstoffe. Die Werte 400 und 500 beziehen sich auf die Reißfestigkeit der Stoffe. Diese sind besonders robust.
Zwirn-Doppelpilot 700
Dieser Stoff wird auch Englisch-Leder genannt. Der Name bezieht sich auf seine Geschichte (s. o.). Der Stoff wurde entwickelt, um die Arbeiter vor Funkenflug an den Hochöfen zu schützen. Damit ersparte man sich die Anschaffung teurer Lederschürzen. Er ist aus 100 % Baumwolle, wiegt 520g/qm und kann bis zu 4 % einlaufen. Dafür zeichnet sich der Stoff durch diese Eigenschaften aus: besonders robust, hohe Scheuerfestigkeit, atmungsaktiv, angenehmer Tragekomfort durch aufgeraute Innenseite und feuchtigkeitsabsorbierend.
Stretch-Pilot 730
Dieses Material besteht aus 97 % Baumwolle und 3 % Elasthan, wiegt 410 g/qm und läuft nur bis zu 2% ein. Seine besonderen Eigenschaften sind: besonders dehnfähig bis zu 15 %, atmungsaktiv, angenehm weich zu tragen, hohe Reißfestigkeit und ist bis 60° waschbar.
Deutschleder 800
Deutschleder ist die Weiterentwicklung des Englisch-Leder. Deutschleder ist aus 100 % Baumwolle und wiegt 600 g/qm, ist also noch schwerer als Englisch-Leder. Der Einlaufwert liegt bei 3 %. Durch seine spezielle Bindungsart ist er die schwerste Gewebekonstruktion in der Zunftbekleidung, extrem robust, atmungsaktiv und hat einen angenehmen Tragekomfort durch die aufgeraute Innenseite.
Rips-Moleskin 100
Dieser Stoff ist ein reines Baumwollgewebe mit einem Gewicht von 330g/qm mit einem Einlaufwert von ca. 3 %. Dieses Gewebe ist atmungsaktiv, strapazierfähig und feuchtigkeitsabsorbierend.
Canvas 110
Canvas ist ein Baumwoll-Polyester-Gemisch (65 %/35 %), einem Gewicht von 310 g/qm und einem Einlaufwert von unter 2 % in der Länge. Dieser Stoff ist besonders strapazierfähig und hat eine hohe Reißfestigkeit durch den Polyesteranteil, eine längere Farbbeständigkeit, ist schmutzabweisender als reine Baumwolle und pflegeleicht.
Canvas Premium 116
Die Premiumvariante des Stoffes Canvas besteht zu gleichen Teilen aus Baumwolle und Polyester (50 %/50 %) und hat einen Einlaufwert von nur 1 %. Dieser Sommerstoff ist durch seine einzigartige Faserkombination superleicht und bärenstark.
Twill 125
Twill hat die gleichen Bestandteile wie der zuvor genannte Canvas Premium, hat das gleiche Gewicht und einen Einlaufwert von 2 %. Dieser Stoff ist eine für FHB entwickelte Qualität für Arbeitsbekleidung. Sie zeichnet sich durch das perfekte Tragegefühl aus, innen mehr Baumwolle und außen mehr Polyester. Sie ist widerstandsfähig und pflegeleicht, eine Ganzjahresqualität.
Geschichte des Unternehmens FHB
Fritz Höhne gründete 1947 das ursprüngliche Unternehmen Höhne & Mischke in Bielefeld. Durch den Produktionsstandort Bielefeld entstand der heute noch bekannte Name Original Bielefelder Zunftbekleidung.
In den Sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts kamen die Initialen dazu und die Modifikation des Namens: Fritz Höhne Bielefeld. Die Initialen wurden zur Bildmarke bis heute. FHB ist heute Marktführer im Bereich Zunftbekleidung in Europa.
Produkte des Unternehmens
Die Produkte des Unternehmens FHB haben eine lange Tradition. Jedes einzelne Produkt wurde mit Herzblut entwickelt und liebevoll mit einem Namen versehen. Jedes Kleidungsstück oder Accessoir bekommt seinen eigenen Namen. Wird ein Kleidungsstück soweit verändert, dass man von einer Neuentwicklung sprechen kann, so wird im nächsten Katalog die Weiterentwicklung erläutert und auf das neue Produkt, den neuen Namen sowie die Veränderungen und Verbesserungen hingewiesen.
Die Namen: Kleidungsstücke für Männer und Jungen haben männliche Vornamen, Kleidungstücke für Frauen weibliche. Selbstverständlich hat jeder Artikel auch seine eigene Artikelnummer. Im Katalog und auf der Webseite kann man nach beidem suchen. Im Katalog befindet sich neben dem Register mit den Artikelnummern auch eines mit dem Namensverzeichnis. Ich muss mir nur den Namen der Zunft- und Arbeitsbekleidung merken. Zum Beispiel: Hugo und Mats – Hose und Fleece-Jacke für Kinder. Diese Benennung macht es doch viel sympathischer sich Arbeits- und Zunftbekleidung zusammenzustellen. Einfacher ist es allemal.
Brauchen Sie auch noch einen Florian und einen Jannik, ergänzt durch einen Timo? Dann sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie auch gern in Sachen Zunftbekleidung.