Sicherheitshandschuhe Normen und Richtlinien

Sicherheitshandschuhe sind ein wesentlicher Teil der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Sie schützen vor mechanischen und thermischen Risiken (Hitze und/oder Feuer) oder gegen Kälte, gegen gefährliche Chemikalien und Mikroorganismen sowie Risiken durch elektrostatische, dissipative Ladungen. Weiterhin werden Handschuhe in der Lebensmittelverarbeitung sowie in medizinischen Berufen verwendet.

Zahlreiche Normen regeln diese sehr unterschiedlichen Anforderungen an Schutzhandschuhe und deren Entwicklung und Herstellung, Unschädlichkeit, Größen und Fingerbeweglichkeit.

Normen und Richtlinien

Wir haben auf dieser Seite bereits Normen und Piktogramme für die PSA vorgestellt. Für Handschuhe gelten viele von ihnen, aber darüber hinaus noch weitere. Im Anschluss finden Sie die relevanten Normen und den Schutz, den diese Normen regeln. Norm und Schutz haben wir hervorgehoben, damit Sie beim durchscrollen sofort den für Sie relevanten Teil finden.

Die Norm EN 420:2003+A1:2009 regelt die Anforderungen an Entwicklung und Herstellung, Unschädlichkeit der Handschuhe, Größen, Fingerbeweglichkeit und Kennzeichnung. Eine CE-Kennzeichnung ist nicht verpflichtend. Jeder Sicherheitshandschutz bringt eine Informationsbroschüre mit, die alle Eigenschaften genau erläutert.

In der Norm EN 388:2016, der aktualisierten Fassung der EN 388:2003, sind die Kriterien für den mechanischen Schutz beschrieben. Es handelt sich dabei um verschiedene Eigenschaften, die in gestaffelter Weise bewertet wurde. Je höher die Zahl, beginnend bei 1, desto sicherer der Handschuh. Die verschiedenen Eigenschaften, auf die die Handschuhe geprüft wurden sind: A = Abriebfestigkeit, B = Schnittfestigkeit, C = Weiterreißfestigkeit, D = Durchstichskraft, E = TDM Schnittfestigkeit (nochmals gestaffelt von A bis F) und F = Stoßfestigkeit.

Für die Einstufung von Handschuhen gegen thermische Gefahren wie Hitze und/oder Feuer hilft ein Blick in die Norm EN 407:2004. Sie regelt den Schutz vor mindestens einer der folgenden gelisteten Wärmequelle und gilt nur in Verbindung mit EN 420. Wärmequellen sind: A = Verhalten bei Feuer (Zeitliche Langlebigkeit bei Flamme und Verbleibende Glühzeit), B = Kontaktwärme (Kontakttemperatur und Schwellenzeit), C = Konvektionswärme (Wärmeübertragungsindex), D = Strahlungswärme (Wärmeübertragung), E = kleine Spritzer geschmolzenen Metalls (Tropfenzahl), F = große Mengen geschmolzenen Metalls (Gusseisen). Diese Kriterien werden in vier Stufen gewertet, je höher die Zahl, desto besser die beschriebene Eigenschaft des Handschuhs.

Die Norm EN 12477:2001+A1:2005 regelt die Eigenschaften von Schutzhandschuhe für Schweißarbeiten. Sie werden unterteilt in Typen A und B. Die Anforderung der Ausführung Typ A kennzeichnet die Handschuhe mit hohen Leistungen aber niedrigen Fingerfertigkeiten; die Anforderungen der Ausführung Typ B sind Handschuhe mit hoher Fingerfertigkeit aber niedrigen Leistungen.

In der EN 511:2006 sind die Eigenschaften von Handschuhen gegen Kälte festgelegt. Sie unterscheidet A = Konvektive Kälte (Wärmeisolierungswert), B = Kaltkontakt (Wärmewiderstand R) und die Wasserbeständigkeit. Letztere wird unterschieden in erreicht oder nicht erreicht, während die beiden ersten Kriterien in Stufen 1 bis 4 unterschieden werden. Je höher der Wert, desto besser die Eigenschaft des Sicherheitshandschuhs.

Die EN ISO 374-1:2016 regelt die Anforderungen an Schutzhandschuhe gegen gefährliche Chemikalien und Mikroorganismen. Teil 1 beschreibt die Terminologie und die Leistungsanforderungen. Teil 2 definiert die Bestimmung des Widerstandes gegen Penetration. Die Sicherheit wird mit den Stufen Niveau 1 bis Niveau 3 bewertet. 1 ist dabei die beste Bewertung.

Die Norm EN 16523-1:2015 beschreibt die Anforderungen bei Permeation durch potentiell gefährliche flüssige Chemikalien unter Dauerkontakt. Diese werden gemessen in Minuten und ergeben dann die Leistungsklasse. Je höher die Klasse, desto länger schützt der Handschuh.

Die ergänzenden Buchstaben erläutern die Stoffe, gegen die der Schutz besteht. Das sind im Einzelnen: A = Methanol, B = Aceton, C = Acetonitril, D = Dichloromethan, E = Kohlenstoffdisulfid, F = Toluol, G = Diethylamin, H = Tetrahydrofuran, I = Ethylacetat, J = N-Heptan, K = 40% Natriumhydroxid, L = 96% Schwefelsäure, M = 65 % Salpetersäure, N = 99% Essigsäure, O = 25% Ammoniumhydroxid, P = 30% Wasserstoffperoxid, S = 40% Fluorwasserstoffsäure und T = 37% Formaldehyd.

Die Klassifizierung in Typen A bis C geben die Anzahl an, gegen die der Sicherheitshandschuh mindestens schützt. Typ A schützt vor mindestens sechs der oben beschriebenen Stoffe, Typ C lediglich gegen einen.

Die Norm EN 374-4:2013 Teil 4 schließlich beschreibt die Bestimmung des Widerstandes gegen Degradation durch Chemikalien. Die Degradation ist eine schädliche Veränderung einer oder mehrerer Eigenschaften des Schutzhandschuhes, die vom Kontakt mit einer Chemikalie verursacht wird. Diese Veränderungen sind: Abbröckelung, Quellung, Zerbröckelung, Versprödung, Farbänderung, Dimensions- und Aussehensänderung, Erhärtung und Erweichung.

Die EN ISO 374-5:2016 regelt das Prüfverfahren, wonach der Widerstand gegen Bakterien, Pilze und Viren getestet werden.

Die Norm EN 421:1994 regelt schließlich die Anforderungen für Schutzhandschuhe gegen ionisierende Strahlung und radioaktive Kontamination.

Die EN 455 regelt die Anforderungen von Einweghandschuhen für den medizinischen Gebrauch. Die einzelnen Teile der Norm berücksichtigen die Anforderungen und Prüfung von Dichtheit, von physikalischen Eigenschaften, von biologischer Bewertung sowie der Bestimmung der Mindesthaltbarkeit.

Die EN 16350:2014 regelt die Anforderungen an Schutzhandschuhe, die in Bereichen getragen werden, in denen brennbare und explosionsfähige Atmosphären existieren oder existieren können.

Die Norm EN ISO 17231:2011 regelt die physikalischen und mechanischen Prüfungen zur Bestimmung der wasserabweisenden Eigenschaften von Bekleidungsleder.

Die Richtlinie EN ISO 14419:2010 umfasst die Nachweise der Beständigkeit gegen Ölaufnahme.

Allgemein regelt die die EU-Richtlinie CE N. 1935/2004 die Anforderungen an Dinge, die mit Lebensmittel in Kontakt gelangen. Handschuhe unterliegen der Norm UE N.10/2011.

Materialien

Für die Handschuhherstellung kommen Naturstoffe, wie verschiedene Ledersorten oder Baumwollgewebe zum Einsatz. Kunststoffe, wie Nitril, Polyester, Latex, Neopren sowie zahlreiche Mischgewebe werden verwendet. Je nach Eigenschaft der Handschuhe werden diese dann noch durch äußere Beschichtung weiter bearbeitet. Dadurch lassen sich verschiedene Eigenschaften miteinander verbinden und so eine bessere Qualität der Handschuhe erzielen. Wir haben in unserem Artikel über Materialien viele der oben aufgezählten Materialien beschrieben und erläutert.

Innenausstattung

Bei der Innenausstattung eines Handschuhs stehen meist die Gesundheit und der Tragekomfort im Mittelpunkt. Sie werden tragefreundlich gestaltet durch Beflockung, Bepuderung oder Beschichtung. Sie beugen damit Allergien und Unverträglichkeiten vor, erleichtern das An- und Ausziehen der Handschuhe, vermindern die Schweißbildung der Hände und schützen vor Entzündungen. Jeder Hersteller bietet hier sein eigenes Sortiment.

Beweglichkeit

Die Norm EN 420:2003+A1:2009 schließlich beschreibt verschiedene Beweglichkeitsgrade, die in fünf Stufen unterschieden werden. Die Beweglichkeit hängt stark ab vom Material und vom Verwendungszweck. Für medizinische Zwecke beispielsweise werden sehr bewegliche Materialien benötigt, während bei Arbeiten in der Industrie eher unbeweglichere Materialien zum Einsatz gelangen, die dann jedoch andere, notwendige Funktionen erfüllen. Diese bieten dann Schutz vor thermischen oder mechanischen Gefahren. Die Leistungsstufen reichen von 1 = niedrige Beweglichkeit bis zu 5 = höchste Beweglichkeit.

Fazit

Bei diesen vielen Normen und Richtlinien, Materialien und Ausstattungen gibt es ein sehr umfangreiches Angebot an Sicherheitshandschuhen. Welche Handschuhe für Sie und Ihre Mitarbeiter in welchem Arbeitsbereich die richtigen sind, ist nicht immer sofort ersichtlich. Rufen Sie uns an und lassen Sie sich von uns beraten. Gemeinsam klären wir Ihren Bedarf und die richtige Auswahl Ihrer Handschuhe.

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