Materialkunde für Bekleidung

Allgemeines
Materialien für Bekleidung werden generell unterschieden in Naturfasern und Kunstfasern. Naturfasern sind alle Textilfasern und Faserwerkstoffe, die aus pflanzlichem und tierischem Material gewonnen werden und ohne chemische Veränderung auskommen.
Kunst- oder Chemiefasern sind Fasern, die künstlich nach chemisch-technischen Verfahren aus natürlichen oder synthetischen Polymeren sowie aus anorganischen Stoffen überwiegend zu Filamenten (Endlosfasern von mehr als 1000 m Länge) hergestellt werden. Zu Filamentgarnen oder zu Spinnfasern werden sie weiterverarbeitet. Für das Herstellungsverfahren von Vliesstoffen werden die Spinnfasern direkt zu Flächengebilden verarbeitet.
Heute ist es üblich Fasern zu mischen. Ziel ist immer, ein Produkt (Garn, Vliesstoff etc.) mit veränderten Eigenschaften zu bekommen. Es wird einerseits versucht, bessere Gebrauchseigenschaften, bessere bekleidungsphysiologische oder bessere Pflegeeigenschaften zu erhalten. Auf der anderen Seite versucht man eine Veränderung des Aussehens oder eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zu erreichen.
Beispiel: Ein Mischgewebe aus 65 % Polyester und 35 % Baumwolle bildet zusammen eine besonders atmungsaktive Mischung. Der Baumwollanteil nimmt die Feuchtigkeit gut auf, die Kunstfaser leitet sie zügig nach außen weiter.

Stofffaecher


Überblick der Materialien
Um Ihnen die einzelnen Materialien und ihre Eigenschaften vorzustellen, starten wir bei den Naturfasern und arbeiten uns über die Mischgewebe zu den Kunst- oder Chemiefasern vor.

Baumwolle
Baumwolle ist eine Naturfaser, die sehr hautfreundlich, temperaturausgleichend und saugfähig ist. Daher ist Baumwolle eine der beliebtesten Gewebematerialien. Es gibt unterschiedliche Qualitäten bei der Baumwolle. Gut verarbeitete Baumwolle hat ein besonders geringes Allergiepotenzial, nimmt Arbeitsschmutz auf und gibt ihn beim Waschen leicht wieder ab. Technische Vorteile ergeben sich durch die weitgehende Resistenz gegen Hitze, Funkenflug und Flammen.
Bei der Ökobilanz liegt die Baumwolle ganz weit vorn. Sie ist ein nachwachsender Rohstoff und am Ende des Lebenszyklus ökologisch abbaubar.

Viskose
Viskose ist eine auf künstlichem Weg hergestellte Faser aus regenerierter Cellulose, einem Naturprodukt. Sie kann zu leichten und weich fließenden Geweben verarbeitet werden. Die angenehmen Trageeigenschaften sind die der Baumwolle, nur dass Viskose saugfähiger ist als Baumwolle.

Verstärkte Baumwolle
Verstärkte Baumwolle ist ein Mischgewebe. Durch den hohen Baumwollanteil bietet dieses Mischungsverhältnis besonders gute Nutzungseigenschaften mit hohem Tragekomfort. Die Beimischung von Polyester führt dazu, dass die Baumwolle eine höhere Festigkeit und Formbeständigkeit bekommt. Sie wird pflegeleichter, behält aber gleichzeitig ihre guten Trageeigenschaften.

Mischgewebe
Ein Mischgewebe wird aus mindestens zwei unterschiedlichen Faserarten hergestellt. Durch die Verbindung sollen die positiven Eigenschaften der jeweiligen Fasern in einem Gewebe kombiniert werden. Polyester und Baumwolle bilden eine besonders atmungsaktive Materialmischung (siehe Beispiel in der Einleitung).

Antistatik Fasern
Antistatische Fäden oder Fasern sind leitfähige Elemente, die in das Gewebe eingebracht werden, um die elektrostatische Aufladung zu minimieren bzw. auszuschließen.

Elastan
Elastan ist eine äußerst dehnbare Synthetikfaser. Sie wird als Beimischung eingesetzt, um einen Stretcheffekt zu erzielen, der Passform und Tragekomfort verbessert. Durch eine Kombination aus steifen und elastischen Bereichen in der Faser wird eine Dehnbarkeit von mehr als dem Siebenfachen ihrer Länge erzielt. Die Faser zieht sich nach der Dehnung wieder auf ihre ursprüngliche Länge zusammen und ist dauerhaft elastisch.

Laminat
Laminat ist ein textiles Flächengebilde, das aus mehreren Schichten besteht und mit mindestens einem Textil, wie z. B. das Obermaterial oder das Innenfutter der Bekleidung, flächig verbunden ist. Die Verbindung entsteht meist durch Verkleben oder Verschmelzen mit entsprechenden Textilmaschinen.

Liner
Ein Liner ist ein textiles Flächengebilde, das aus mehreren Schichten besteht, die aber im Gegensatz zu einem Laminat nicht flächig miteinander verbunden sind.

Membran
Eine Membran ist eine dünne Trennschicht, die bei Bekleidung im Wetterschutzbereich eingesetzt wird. Ein Wassertropfen ist ca. 20.000-mal größer als die Poren einer Membran. Dadurch können Flüssigkeiten oder Niederschlag nicht durchdringen. Gleichzeitig kann aber Wasserdampf, der durch Schwitzen entsteht, abtransportiert werden, da dieser fein genug ist, die Membran zu durchdringen. Man nennt das Atmungsaktivität (Link zum Regenwassersäulentext).

Meta-Aramid
Meta-Aramid ist eine der Aramid Fasern. Diese zeichnen sich durch hohe Festigkeit, Zähigkeit und Bruchdehnung aus. Darüber hinaus sind sie sehr hitzebeständig. Aramid-Fasern schmelzen auch bei extrem hohen Temperaturen nicht, sondern beginnen bei ca. 400° C zu verkohlen.

Modacryl
Modacryl ist eine flammhemmende Faser. Sie hat ausgezeichnete Verkohlungseigenschaften ohne zu schmelzen oder zu tropfen und ergänzt andere Faserarten mit den eigenen positiven Eigenschaften. Die Faser weist einen besonderen chemischen Widerstand gegen Säure, Lauge, organische und anorganische Chemikalien auf. Der Griff ist angenehm weich und unterstützt optimale Trageeigenschaften.

Polyamid
Polyamid ist eine der ältesten Kunstfasern. Sie wird produziert, in dem eine sirupähnliche Spinnmasse durch Spinndüsen gepresst wird. Polyamid hat die höchste Festigkeit aller Chemiefasern. Das Gewebe ist pflegeleicht und trocknet sehr schnell, da es auch nur wenig Feuchtigkeit aufnimmt.

Polyester
Polyester ist eine vollsynthetische Faser und nimmt wie Polyamid sehr wenig Feuchtigkeit auf. Sie hat eine höhere Temperaturbeständigkeit und ist außerdem sehr form- und farbstabil. Damit hat sie die besten Eigenschaften, um in farbintensiven und pflegeleichten Kleidungsstücken verwendet zu werden.

Softshell
Softshell-Materialien sind extrem atmungsaktiv, leicht, strapazierfähig, wasser- und windabweisend. Die Softshell-Materialien haben eine hohe Elastizität und textiler Griff. Während die Außenseite glatt und robust ist, ist auf der Innenseite ein Microfleece auflaminiert. Die Ausgestaltung der Innenseite entscheidet neben der Winddurchlässigkeit oder Winddichte auch darüber, wie warm das Softshell-Material hält. Je dicker die Fleeceschicht ausgebildet ist, desto besser kann sich eine isolierende Luftschicht zwischen Körper und Gewebe bilden. Diese Stretchgewebekonstruktionen haben einen besonders hohen Tragekomfort.

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